Was sind biodynamische Präparate? Erklärung, Herstellung, Wirkung, Kritik

 

Biodynamische Präparate gelten als das Herzstück der biodynamischen Landwirtschaft. Biodynamisch, das bedeutet in den meisten Fällen: Demeter.

Das außergewöhnlichste Charakteristikum der biodynamischen Landwirtschaft sind die biodynamischen Präparate, deren Anwendung für jeden Demeter-Betrieb verpflichtend ist.

Was sind biodynamische Präparate?

Für die folgende Zusammenfassung haben wir uns an den Informationen des Demeter-Verbandes orientiert.

Das lateinische Wort "Präparat" bedeutet so viel wie "das Vorbereitete, das Zubereitete". Die biodynamischen Präparate sind vitalisierende Zubereitungen für Boden und Pflanzen. Sie wirken wie eine Art homöopathisches Heilmittel für die Erde und sollen Wachstum und Qualität der Pflanzen sowie die Tiergesundheit fördern. Bei ihrer Herstellung werden pflanzliche, mineralische und tierische Substanzen kombiniert und natürlichen Kräften ausgesetzt, um sie dann in veränderter Form der Natur wieder zuzuführen. Also gewissermaßen ein energetischer Kreislauf. Die Kompostpräparate werden aus den Heilpflanzen Schafgarbe, Kamille, Brennnessel, Eichenrinde, Löwenzahn und Baldrian hergestellt.

Welche biodynamischen Präparate gibt es?

Es gibt zwei Sorten von Präparaten:

  1. Kompostpräparate:
    Diese werden in Kleinstmengen natürlichem Dünger wie z.B. Mist, Pflanzenkompost oder Gülle zugegeben und auf diese Weise auf die Felder und zu den Pflanzen gebracht. 

  2. Spritzpräparate:
    Diese werden im Wasser verrührt und auf den Feldern ausgespritzt.

Das Einrühren erfolgt mit geringen Mengen der Präparate und in bestimmten Rhythmen, weshalb die Arbeit mit den Präparaten auch als Homöopathie für den Boden bezeichnet wird. Ziel der biodynamischen Präparate ist es, die Bodenfruchtbarkeit und das Pflanzenwachstum zu fördern, indem sie das Bodenleben aktivieren und auf diese Weise die Verfügbarkeit von Nährstoffen für die Pflanzen erhöhen. Zudem sollen sie die Bildung von Humus fördern und zur Erhaltung und Verbesserung der Bodenstruktur beitragen.

Kompostpräparate

Kompostpräparate werden in kleinen Mengen Mist, Pflanzenkompost oder Gülle hinzugefügt und dann auf dem Land verteilt. Sie sollen den Kompostierungsprozess strukturieren, die harmonische Verrottung fördern und dem lebendigen Aufbau des Bodens dienen. Laut Demeter bewirken sie eine Verbesserung des Humusaufbaus und der Bodenstruktur. Laut Demeter wirken die einzelnen Präparate wir folgt:

Schafgarbenpräparat (P 502)

  • Anpassungsfähigkeit an den Standort
  • Belebend
  • Kalium-Stoffwechsel in der Pflanze regulierend
  • Stickstoff-, Kohlenstoff-, Schwefel- und Kaliumprozesse ordnend

Kamillenpräparat (P 503)

  • Macht Dünger stickstoffbeständiger

Brennnesselpräparat (P 504)

  • Für die Strukturverbesserung auf den Boden

Eichenrindenpräparat (P 505)

  • Fördert die Kalziumprozesse
  • Hemmt pilzliche Erreger
  • Insektizid durch Gerbsäure
  • Bringt die formgebenden Kräfte genau dahin, wo sich sonst Pflanzenkrankheiten entwickeln könnten

Löwenzahnpräparat (P 506)

  • Fördert die Kalium- und Kieselsäure-Prozesse
  • Sensibilisiert die Pflanzen für die Umgebung
  • Stärkt die Fähigkeit, Nährstoffe anzuziehen

Die Verwendung dieser Kompostpräparate in der biodynamischen Landwirtschaft zielt darauf ab, die Bodenqualität und die Gesundheit der Pflanzen zu verbessern, um letztendlich die Qualität der erzeugten Lebensmittel zu erhöhen.

 

Spritzpräparate

Hornmist (P 500)

Kuhfladen aus dem Horn – das von Skeptikern bezeichnete Kackhörnchen :)

Es ist vielleicht das skurrilste Präparat: Hörner werden mit Kuhfladen gefüllt und für ein halbes Jahr in der Erde vergraben, um Bodeninformationen zu sammeln. Heraus kommt ein Kügelchen feinster Kompost, das aber mehr als das ist. Es

  • Regt die Bodenaktivität an
  • Fördert Wurzelwachstum
  • Aktiviert das Eigenleben des Bodens
  • Unterstützt Bodenlockerung
  • Unterstützt Wasser- und Nährstoffaufnahme
  • Fördert Stickstoff-Bindung der Knöllchenbakterien

Hornkiesel (P 501)

Fein vermahlener Quarz im Kuhhorn.

  • Fördert und ordnet den Stoffwechsel der Pflanzen (Fotosynthese)
  • Stärkt die Widerstandskraft gegenüber Schädlingen
  • Fördert harmonische Wachstums- und Reifeprozesse
  • Sorgt für gleichmäßige Reifequalität
  • Stärkt das Aroma und verbessert die Lagerungsfähigkeit

Diese Spritzpräparate werden in der biodynamischen Landwirtschaft verwendet, um das Pflanzenwachstum, die Widerstandskraft und die Qualität der Lebensmittel zu verbessern. Sie werden in geringen Mengen im Wasser verrührt und auf den Feldern ausgespritzt. Die Anwendung dieser Präparate soll zur Stärkung der Pflanzengesundheit, zur Verbesserung der Nährstoffaufnahme und zur Harmonisierung von Wachstums- und Reifeprozessen beitragen.

 

Biodynamische Präparate in der Anwendung

Die Anwendung der biodynamischen Präparate ist für jeden Demeter-Betrieb verpflichtend. Sie sind Teil der landwirtschaftlichen Praxis auf Demeter-Betrieben mit dem Ziel, qualitativ hochwertige Lebensmittel herzustellen und gleichzeitig einen fruchtbaren Boden zu erhalten, um der Natur mehr zurückzugeben, als wir ihr entnehmen. Diesen Anspruch haben wir bei DYYNA auch und nennen ihn regeneratives Gärtnern.

Hintergrund

Die biologisch-dynamischen Spritz- und Kompostpräparate wurden 1924 von Rudolf Steiner entwickelt und werden seitdem von biodynamischen Bäuerinnen und Bauern verwendet. Sie sollen Bodenaktivität, Pflanzengesundheit und Nahrungsmittelqualität steigern. Viele Landwirt:innen sind von der positiven Wirkung der Präparate überzeugt, weshalb sie auch außerhalb von zertifizierten Demeter-Höfen angewendet werden. Mehrere Studien liefern Hinweise darauf, dass bestimmte Merkmale durch Präparate positiv beeinflusst werden können.

Kritik an den biodynamischen Präparaten

Die biodynamischen Präparate selbst polarisieren und erhitzen die Gemüter und das nicht ohne Grund – denn wissenschaftlich ist die versprochene Wirkung fragwürdig und nicht wirklich belegbar. Das ist ok. Denn hier geht es nicht um ein Substitut für konventionellen Dünger, sondern um eine ganzheitliche Sicht auf landwirtschaftliche Praktiken, zu denen auch die biodynamischen Präparate gehören. Aber nicht nur.

Die Arbeit mit den Präparaten regt zur Reflexion über den Garten und den Betrieb an. Biodynamische Betriebe sind oft sehr vielseitig aufgestellt und biodivers. Die Arbeitsprinzipien gleichen frühen Prinzipien aus der Kreislaufwirtschaft. Demeter-Betriebe weisen in der Regel die höchste Bodenfruchtbarkeit auf – noch mehr als klassische Biobetriebe (s. DOK-Langzeitstudie). Demeter selbst sagt zwar, das läge primär an den Präparaten. Tatsächlich wird hier aber ein starkes Augenmerk auf organischen, humushaltigen Dünger und das Mikrobiom des Bodens gelegt, was dazu führt dass die Böden auf Demeter-Betrieben im Schnitt gesünder und resilienter gegen Extremwetterereignisse sind. Sie können mehr Wasser speichern und sind somit bei Dürren weniger gestresst und bei Starkregen aufnahmefähiger.

Eine Gefahr liegt immer in der Überbewertung einer einzelnen Praktik. Nur das konsequente Zusammenspiel verschiedener Techniken führt zu gesünderen Böden. Das, was hier am wenigsten hilft, ist Dogmatismus, den man leider in jeder Landwirtschaftsform vorfindet. Auch in der biodynamischen. Biodynamische Präparate sind kein Wundermittel, sondern ein Zusatz, der nicht dem Wirkmechanismus eines Medikaments oder klassischen Düngemittels entspricht, sondern in System verschiedener Maßnahmen eingebettet werden muss.

Kein Mittel, auch nicht die biodynamischen Präparate ersetzen gute und behutsame Garten- und Anbaupraxis. Sie ersetzen den Blick auf Tier und Pflanze nicht. Man kann sie nicht einfach irgendwo drauf kippen und alles andere löst sich von alleine. Es wäre auch zu schön. Wer aber Lust hat, sich mit seinem Garten vielleicht etwas tiefer, ggf. sogar spirituell auseinanderzusetzen, für den sind die Präparate eine schöne Sache mit Tradition und vielen Anhängerinnen und Anhängern weltweit, die auf die Präparate schwören.

Kritik an den biodynamischen Praktiken von MaiThink X

Einen kritischen aber wissenschaftlich sauberen Blick hat die populäre Wissenschafts-Influencerin Mai Thi Nguyen-Kim auf die biodynamischen Präparate geworfen. Es empfiehlt sich, dies einmal anzuschauen. Folge zur Kritik an Demeter von Mai ThinkX.

Die Folge ist zwar wissenschaftlich sauber, beleuchtet aber auch nur einen kleinen Teil der biodynamischen Praxis. Das ergibt insofern Sinn, dass dies die direkte Antwort auf die Versprechen der Demeter-Präparate ist. Denn das lautet, dass man mit biodynamischen Präparaten allein Böden aufbauen kann. Damit reduzieren selbst Anhänger der komplexen biodynamischen Anbauweise die Wirkung auf ein kleines Element und greifen damit (nachweislich) zu kurz.

Wünschenswert wäre es, einmal sämtliche biodynamische Praktiken in ihrem Zusammenspiel wissenschaftlich zu betrachten und nicht bloß einzelne Elemente. Diese Verkürzung begehen leider Anhänger wie Kritiker gleichermaßen. Wir von DYYNA sind zwar pragmatisch und im Zweifel immer auf der Seite einer sauberen Wissenschaft, statt uns an einer nicht tragfähigen Überzeugung oder dem Wunsch einer Wirkung festzubeißen. Wir sehen aber auch, dass sich konventionelle und biodynamische Praktiken nicht in einzelnen Mikro-Elementen miteinander vergleichen lassen, sondern das Gesamtbild betrachtet werden muss. Dies gelingt auch Demeter unserer Meinung nach nur bedingt. Der Wunsch, biodynamische Präparate wissenschaftlich zu legitimieren, versperrt die Sicht auf das ökosystemische Zusammenspiel verschiedenster, zum Teil uralter und bewährter Techniken im Umgang mit Böden, Pflanzen und Tieren. Es ist nichts Falsches daran zu akzeptieren, dass vielleicht der Humus selbst den Humusgehalt der Böden erhöht und die eingebrachten Präparate möglicherweise nicht die Hauptrolle spielen, sondern eher in ihren Prinzipien den ganzheitlichen Blick fördern.

Die Stellungnahme vom Demeter e.V. zu der Kritik von Nguyen-Kim auf ZDF Neo lässt sich hier nachlesen: https://www.demeter.de/stellungnahme/zdf-neo-sendung-maithink-x

Neueste Studie zu den biodynamischen Präparaten

Die jüngste Studie stammt von Jürgen Fritz der Uni Kassel der einen Effekt biodynamischer Praktiken auf das Mikrobiom des Bodens nachgewiesen haben will. Hier bleibt es abzuwarten, wie andere Stellen diese Studie bewerten.

Wie gesagt sind wir nicht der Meinung, dass man die Präparate versuchen sollte wissenschaftlich zu erklären. Sie sind Überzeugungssache, aber in einem Zusammenspiel verschiedener Techniken durchaus förderlich einen ganzheitlichen, ökosystemischen Blick auf Nahrung zu werfen. Dennoch sollte sowohl die Arbeit mit, als auch ohne die Präparate von allen Seiten respektiert werden. Schaden tun die biodynamischen Präparate sie keinem Fall. Aber wenn es dogmatisch wird, wird es schwierig.

Biodynamischer Wissenskosmos DYYNA Nexus

Mehr Wissen zu Hintergründen, Herstellung und Anwendung der Biodynamischen Präparate gibt es im biodynamischen Wissenskosmos DYYNA Nexus

Biodynamisches Lexikon

Im Biodynamischen Wissenskosmos DYYNA Nexus gibt es auch ein biodynamisches Lexikon, das alle biodynamischen Fachbegriffe einmal erläutert

Literaturliste und Studien zu biodynamischen Praktiken und Präparaten:

 

  • Athmann M., Bornhütter R., Busscher N. Doesburg P., Geier U., Mergardt G., Scherr C., Köpke U., Fritz J. (2021): An update on image forming methods: structure analysis and Gestalt evaluation of images from rocket lettuce with shading, N supply, organic or mineral fertilization, and biodynamic preparations. Organic Agriculture. https://doi.org/10.1007/s13165-021-00347-1
  • Brock, C. (2021) Biodynamischer Landbau in der Forschung. Eine Übersicht. https://www.lebendigeerde.de/fileadmin/lebendigeerde/pdf/2021/Forschung_2021-5.pdf 
  • Brock C., Geier U., Greiner R.,  Olbrich-Majer, M. und Fritz J. (2019): Research in biodynamic food and farming – a review. In: Open Agriculture. https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/opag-2019-0064/html 
  • Fritz J., Jannoura R., Lauer F., Schenk J., Masson P., Joergensen R. G. (2020): Functional microbial diversity responses to biodynamic management in  Burgundy on vineyard soils. Biological Agriculture & Horticulture, 36(3), 172-186, https://doi.org/10.1080/01448765.2020.1762739
  • Fritz J., Lauer F., Wilkening A., Masson P., Peth S. (2021): Aggregate stability and visual evaluation of soil structure in biodynamic cultivation of Burgundy vineyard soils. Biological Agriculture & Horticulture, https://doi.org/10.1080/01448765.2021.1929480.
  • Juknevičienė E., Danilčenko H., Jarienė E., Živatkauskienė V., Zeise J., Fritz J. (2021): The effect of biodynamic preparations on growth and fruit quality of giant pumpkin (Cucurbita maxima D.). Chemical and Biological Technologies in Agriculture, https://doi.org/10.1186/s40538-021-00258-z
  • Juknevičienė, E., Danilčenko, H., Jarienė, E., Fritz, J. (2019): The effect of horn-manure preparation on enzymes activity and nutrient contents in soil as well as great pumpkin yield. Open Agricultur 4, 452-459, doi: https://doi.org/10.1515/opag-2019-0044
  • Samaras I. (1978): Nachernteverhalten unterschiedlich gedüngter Gemüsearten mit besonderer Berücksichtigung physiologischer und mikrobiologischer Parameter [Post-harvest behaviour of differently fertilized vegetable species with special consideration of physiological and microbiological parameters]. Dissertation, University Gießen.
  • Sharma S.K., Laddha K.C., Sharma R.K., Gupta P.K., Chatta L.K., Pareeek P. (2012): Application of biodynamic preparations and organic manures for organic production of cumin (Cuminum cyminum L.). International Journal of Seed Spices 2(01): 7-11.
  • Steiner R. (1924): Landwirtschaftlicher Kurs - Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft.
  • Tung L.D., Fernandez P.G. (2007): Soybeans under organic, biodynamic and chemical production at the Mekong Delta, Vietnam. Philippine Journal of Crop Science 32(02): 49-62.
  • Vaitkevičienė N., Jarienė E., Ingold R., Peschke J. (2019): Effect of biodynamic preparations on the soil biological and agrochemical properties and coloured potato tubers quality. Open Agriculture 4: 17-23. https://doi.org/10.1515/opag-2019-0002
  • Vaitkevičienė N. (2016): The effect of biodynamic preparations on the accumulation of biologically active compounds in the tubers of different genotypes of ware potatoes. Dissertation, Aleksandras Stulginskis University, Akademija.
  • Valdez R.E., Fernandez P.G. (2008): Productivity and seed quality of rice (Oryza sativa L.) cultivars grown under synthetic, organic fertilizer and biodynamic farming practices. Philippine Journal of Crop Science 33(01): 37-58.