In diesem Beitrag geht es darum, wie ein Rasen von einer biologisch eher wertlosen Fläche zu einem echten Klimaschützer wird.
Seit der Erfindung des Spindelmähers im Jahr 1830 durch den Briten Edwin Beard Buddin ist der Rasen das Herzstück unserer Gärten. Rasenmähen ist vielerorts ein Volkssport, der Mäher Statussymbol. Zugegeben, der Geruch frisch gemähten Grases setzt Gedanken an Sommer, an Wochenende, an Freizeit frei. Auf einem schön gemähten Rasen lässt es sich auch wunderbar picknicken. Barfuß über einen Rasen zu gehen ist wohltuend und soll sogar den Schlaf verbessern und Stress reduzieren.
Rasen ist natürlich deutlich freundlicher für unsere Umwelt als z.B. gepflasterte oder anders versiegelte Flächen. Er speichert sogar ein wenig CO2. Viel ist es allerdings nicht und der Aufwand, den wir für die Rasenpflege betreiben, macht den ökologischen Nutzen des Rasens schnell zunichte. Wir schaden dem Klima sogar mit übermäßiger Rasenpflege, aber das lässt sich in zwei Schritten ändern
Schritt 1:
Klimakosten identifizieren und reduzieren
Rasenpflege verursacht Klimakosten, die wir um 70% reduzieren können.
Kaum zu glauben, aber Benzinmäher verursachen pro Stunde etwa so viele Schadstoffe wie ein durchschnittliches Auto, das 150km fährt.
Wöchentliches Mähen mit dem Benzinmäher verursacht aber nicht nur CO2-Emissionen, sondern auch Stickoxide.
Deshalb:
- Sollte ein neuer Mäher anstehen, vielleicht dieses Mal für einen Akkumäher entscheiden. Wir haben einen und der macht einen sehr guten Job.
- Der gute alte Spindelmäher braucht zwar etwas Kraft, es macht aber auch Spaß.
- Mein Vater nutzt auch gern mal die Sense. Dann spart man sich den Besuch im Fitnessstudio.
- Ansonsten einfach mal überlegen, ob der gesamte Rasen gemäht werden muss. Welche Alternativen es gibt steht weiter unten.
Kunstdünger besteht nicht nur oft aus fossilen Rohstoffen, seine Herstellung ist auch extrem energieintensiv und verursacht so direkte, wie indirekte Emissionen, die wir gut vermeiden können.
Deshalb:
- Beim nächsten Mal den Rasenschnitt einfach liegen lassen. Er ist äußerst reich an Stickstoff und düngt so natürlich.
- Niedrige „Un“-Kräuter lieben lernen. Gänseblümchen und Klee speichern mehr Kohlenstoff als Gras und liefern Bienen Nektar. Außerdem halten sie den Rasen bei Trockenheit grün, so spart man sich das Wasser-intensive Rasensprengen.
Schritt 2:
Den Rasen diversifizieren
Ein Rasen muss nicht bloß aus Gras bestehen. Bei einem Rasen mit nur wenig oder sogar ohne Gras spart man sich das Mähen und die damit verbundenen Nachteile.
Ein grasloser Rasen besteht aus niedrigen Stauden, die sich vegetativ vermehren. Unterirdische Triebe, oberirdische Ausläufer. So entstehen dichte, grüne Matten. Man kann auf ihnen gehen, wie auf herkömmlichem Rasen, als Bonus gibt es Kohlenstoffbindung, Blüten und Düfte.
Pflanzen für den Grasersatz:
- Römische Kamille
- Sand-Thymian
- Weißklee
- Korsische Minze
Alternativ kann man auch einen Teppichrasen anlegen:
Ein Teppichrasen ist ein grasloser Rasen, aus vielen verschiedenen Pflanzenarten.
Und so geht es:
- Mindestens 12 unterschiedliche Arten
- Diese blockweise im Abstand von 10cm platzieren
- Im ersten Monat gut wässern und andere Kräuter entfernen
- Mit dem Mähen beginnen, wenn die Pflanzen 6-9cm hoch sind. Schnitthöhe 4-5 cm. Es muss nur maximal 5x pro Jahr gemäht werden.
Hierfür eignen sich:
- Rotes Stachelnüsschen
- Wiesen-Schafgarbe
- Kriechender Günsel
- Gänseblümchen
- Dalmatiner Glockenblume
- Römische Kamille
- Heidenelke
- Salz-Fiederpolster
- Oxalis Magellanica
- Mäuseohr
- Weißklee
- Gamander-Ehrenpreis
Unsere liebste Lösung ist aber: wachsen lassen.
Wenn ihr damit klar kommt, dass etwas gestrige Nachbarn vielleicht eine oder zwei Augenbrauen hochziehen, dann muss man seinen Rasen nicht gleich ersetzen, man macht einfach eine wunderschöne Wiese draus, denn:
Ungemäht wird der Rasen zu natürlichem Grasland. Das ist einer der besten Kohlenstoffsenken überhaupt!
Natürliches Grasland speichert mehr als drei Tonnen Kohlenstoff pro Hektar.
Wenn man den Rasenmäher einfach mal stehen lässt, dann merkt man, wie sich hübsche Gänseblümchen und Klee ins Grün mischen. Nach etwas mehr Zeit kann man auch die eine oder andere Wildblume entdecken. Wenn der Wind durchs längere Gras weht, dann wiegen sich die Halme wie Wellen im Meer. Schmetterlinge werden angezogen, Bienen werden an den Blüten naschen. So wird der Rasen wieder zu einem richtigen, biodiversen Lebensraum.
Um trotzdem dem Rasen eine gewisse Struktur zu geben hier ein paar Tipps:
Wege anlegen
In das Wiesenmeer kannst du kleine Pfade und Lichtungen mähen. Die Wiese wirkt dann wie ein großes Blumenbeet durch das man schlendern kann. Wege sollten einmal die Woche gemäht werden
Kurzflächen anlegen
Da, wo man ca. alle vier Wochen mäht entsteht eine hohe Dichte an Wildblumen und 10x so viel Nektar für Bienen und Insekten. Braunelle, Weißklee, Hahnenfuß haben hier Chancen.
Grasland anlegen
Etwas weiter weg vom Haus lässt man es einfach wachsen. Ein Schnitt pro Saison reicht aus. Hier siedeln sich höhere, langsamer wachsende Wirldblumen an, Magerwiesen-Margarite, Acker-Witwenblume, Flockenblume und Lichtnelke.
Je höher das Gras desto mehr Kohlenstoff kann in tiefere Erde befördert werden.
Für diesen Text dienten uns eigene Erfahrung, unsere Bücher (Sally Nex – Klimafreundlich Gärtnern) aus dem Bücherregal und das Gartenmagazin Plantura als Inspiration